In letzter Zeit häufen sich Emails von Leuten, die bei mir um Rat bei der Kaufentscheidung einer digitalen Spiegelreflexkamera suchen. Bereits vor einiger Zeit habe ich einen Artikel darüber geschrieben, welche grundsätzlichen Fragen sich vor dem Kauf einer Kamera stellen und wo man wirklich eine gute Kaufberatung erhält. Nach wie vor ist das Foto-Fachgeschäft dem reinen Elektronikhandel in meinen Augen klar vorzuziehen. Da es erfahrungsgemäß nur den wenigsten Fachgeschäften vergönnt ist, dem Kunden über einen längeren Zeitraum einen Verkäufer zur Seite zu stellen, sollte man einige Fragen bereits im Voraus mit sich selbst ausmachen.
Ganz wichtig ist vor allem die Frage, welche Motive man mit der Kamera primär fotografieren möchte. Um (wilde) Tiere und Sport zu fotografieren, empfiehlt sich zum Beispiel eine Kamera, die möglichst kurze Verschlusszeiten erlaubt und auch mit höheren ISO-Werten zurecht kommt. Zudem ist es von großer Bedeutung, dass die Kamera eine möglichst hohe Anzahl von Bildern pro Sekunde aufweist. Nicht nur bei Tieren, sondern auch beim Sport stellen Reihenaufnahmen eine wichtige Arbeitsweise dar, um das Motiv genau im richtigen Moment einfangen zu können. Obwohl ich an dieser Stelle nur bedingt auf weitere Komponenten der Kameraausrüstung, wie zum Beispiel dem Objektiv eingehen möchte, sei kurz angemerkt: Du einer schnellen Kamera gehört, trotz gutem Rauschverhalten bei höheren ISO-Werten auch immer ein lichtstarkes Objektiv. Je Lichtstärker das Objektiv sein soll, umso tiefer muss man am Ladentresen in die Tasche greifen.
Insbesondere den technikverliebten Menschen dürften bei der Kaufentscheidung einer Kamera viele Fragen unter den Nägeln brennen. Digitale Spiegelreflexkameras werden mit verschiedensten High-Tech-Funktionen beworben und machen das Marktangebot auf diese Weise sehr unübersichtlich. Zwar können alle Modelle von der Grundidee her in etwa das Gleiche, unterscheiden sich jedoch dann maßgeblich in den Details. Die prominenteste Angabe ist die Anzahl der Megapixel. In der Werbung wird hier gerne nach der Methode „Je mehr, desto besser“ verfahren, was vom Prinzip her zwar gar nicht so falsch ist, aber eben auch nicht ganz richtig. Geraten zu viele Megapixel auf die Fläche des Bildsensors, geht dies oftmals mit einem vermehrten Rauschverhalten bei höheren ISO-Werten einher. Ein unliebsamer Effekt, der die eigentliche Megapixel-Pracht sehr schnell ins Wanken bringen kann. Auf der anderen Seite der Medaille steht in puncto Auflösung natürlich immer die Frage, wie viel Spielraum man sich bei der späteren Bildbearbeitung einräumen möchte. Eine hohe Auflösung bedeutet auch immer, dass man im Nachhinein bequem den Bildausschnitt verändern kann, ohne dass das Bild (sichtbar) an Qualität verliert. Natürlich spielt hierbei auch der zum Einsatz kommende Bildsensor eine entscheidende Rolle. Dieser unterscheidet sich jedoch innerhalb ähnlicher Preisspannen kaum, sondern wird vor allem dann interessant, wenn man zum Beispiel von einem Einsteigermodell in die Mittelklasse wechselt.
Auch technische Trends wie eine WLAN-Verbindung, ein integriertes GPS-Modul und nicht zuletzt die Möglichkeit der Videoaufnahme in Full-HD sind für Kunden von Bedeutung. Hier stellt sich oftmals die Frage, ob man zum Beispiel eine WLAN-Verbindung an der Kamera tatsächlich braucht. Sicherlich ist es praktisch, die Kamera theoretisch per Laptop oder Smartphone zu steuern, die Frage ist nur, ob man diese Möglichkeit auch praktisch nutzt. Einige Kameras bieten zudem die Möglichkeit, über den integrierten Kamerablitz externe Blitzgeräte anzusteuern. Eine wirklich sinnvolle Funktion, die ich persönlich – sofern ich mich zwischen beiden entscheiden müsste – klar der WLAN-Verbindung vorziehen würde. Auch das integrierte GPS-Modul kann durchaus sinnvoll sein. Vor allem dann, wenn man im Nachhinein nachvollziehen möchte, wo eine Foto aufgenommen wurde. Leider genehmigen sich die integrierten Module immer relativ viel Batterieleistung, was sich negativ auf die Akkulaufzeit auswirkt. Das Aufnehmen von Videos in Full-HD ist mittlerweile mit so gut wie allen Kameras möglich und ist auch für Gelegenheitsfilmer durchaus interessant. Wer ernsthaft in Erwägung zieht, regelmäßig mit seiner DSLR zu filmen, sollte dies auch unbedingt beim gesamten Equipment berücksichtigen. Ein Objektiv mit schnellem Autofokus und einem möglichst hochwertigen Bildstabilisator sollte hier ebenso wenig fehlen wie eine Kamera mit guten Video-Funktionen.
Zuletzt ist der Kauf einer Spiegelreflexkamera auch eine Frage des Budgets. Und genau das sollte man im Voraus genau verplanen. Welchen Preis darf das Gehäuse haben? Was für Objektive benötige ich und mit welchen Kosten muss ich rechnen? Auch Zubehör wie UV-Filter zum Schutz der Frontlinse sowie Pol- und andere Effekt-Filter sollten in diese Kalkulation mit einfließen. In der Vergangenheit hat es sich als äußerst sinnvoll erwiesen, dem Verkäufer im Fachgeschäft ein ungefähres Budget zu nennen. In diesem finanziellen Rahmen kann er einem dann entsprechende Möglichkeiten und deren Alternativen aufzeigen. Hat man sich insgeheim noch einen kleinen „Bonus“ zur seichten Aufstockung des Budgets offen gehalten, kann man an entscheidenden Stellen ein paar Euro mehr in die Hand nehmen und so zum leistungsfähigeren Produkt greifen. „Die erste Kameraausrüstung ist immer die Teuerste“ sagt der Volksmund und hat damit nicht ganz unrecht. Da man als Einsteiger absolut bei Null beginnt, geht die Komplettausstattung schnell ins Geld. Doch wer hier am falschen Ende spart, zahlt oft zwei mal. Schnell erweisen sich kostengünstige Objektive im Nachhinein als Fehlinvestition. Das Objektiv sollte niemals der „Flaschenhals“ sein, was bedeutet, dass die Kamera niemals leistungsfähiger sein sollte als Objektiv. Ist dies der Fall, verschenkt man teuer erkauftes Potential der Kamera und erhält trotzdem nur die Abbildungsleistung, welche mit dem minderwertigeren Objektiv möglich ist. Im Umkehrschluss ist es natürlich auch nicht wirtschaftlich, in extrem hochwertige Linsen zu investieren, wenn die Kamera die dadurch mögliche Abbildungsleistung aufgrund ihres Bildsensors nicht abbilden kann.
Die Suche nach der passenden Kamera ist eine aufwendiges Unterfangen, dass man mit Bedacht und der notwendigen Ruhe angehen sollte. Der Kauf von diversen Fotozeitschriften mit Testberichten und Praxiserfahrungen ist obligatorisch, ebenso wie der Vergleich der Datenblätter der infrage kommenden Kameramodelle auf der Homepage des Herstellers. Auch wer Preise vergleicht, kann durchaus einige Euros sparen. Wer im Fachhandel kauft, darf zwar keine Internet-Preise erwarten, kann jedoch mit etwas Handeln den Betrag auf der Rechnung zumindest etwas drücken. Wie immer gilt auch hierbei: Im Idealfall sollen beide etwas von dem Geschäft haben, der Käufer und auch der Verkäufer. Gute Beratung und die Möglichkeit, die verschiedenen Kameras und Objektive nach Herzenslust auszuprobieren und einen Service-Partner für die Zukunft an seiner Seite zu haben, sollte einem den einen oder anderen Euro mehr wert sein.